„Adam ist ein richtiges Zahlengenie“

Lotsin Kathrin ist mit ihren 36 Jahren schon viel um die Welt gekommen. Die gebürtige Niedersächsin verbrachte durch ihr Studium und ihren Beruf viele Jahre in Baden-Württemberg, Laos und Indonesien. Doch seit eineinhalb Jahren hat es sie nach Deutschland, genauer nach Hamburg, zurückverschlagen.  Hier hat sie sich auch direkt einem Ehrenamt im Familienhafen verschrieben und besucht regelmäßig die drei Geschwister Adam, Ella und Baby Uri.

Freitags holt Lotsin Kathrin „ihre Kinder“ Adam und Ella zur Musikstunde ab.

Was hat dich dazu bewegt, ein Ehrenamt als Lotsin beim Familienhafen anzufangen?

Ich bin in einem Familien- und Freundeskreis aufgewachsen in dem es normal ist sich viel, auch in schwierigen Situationen beiseite zu stehen. Trotzdem gab es einige schwere Momente in dem es gut getan hat sich mit einer außenstehenden Person zu unterhalten oder Unterstützung zu erhalten. Nachdem ich persönlich so gute Erfahrungen damit gesammelt hatte, hatte ich mir vorgestellt, dass die Familien die über den Familienhafen begleitet werden, ähnlich empfinden könnten.

Zudem hat ein Ehrenamt mir in jedem der neuen Wohnorte die Möglichkeit gegeben Personen mit unterschiedlichsten Hintergründen kennenzulernen. Auch beim Familienhafen waren wir schon in der Weiterbildung eine bunt gemischte Gruppe mit der ich jedes Mal wieder gerne meine Wochenenden verbracht habe.

Welche Kinder begleitest Du?

Adam ist mit sieben Jahren der Älteste. Er ist sehr hilfsbereit und zudem ein richtiges Zahlengenie, man findet ihn oft am Rechnen. Adam ist mit dem Möbius Syndrom geboren. Ella wird bald drei Jahre alt. Sie ist ein richtiger Wirbelwind und probiert mutig Neues aus. Seit August 2022 gibt es dann noch Uri. Er zeichnet sich bisher durch seine gute Laune und Lächeln aus.

Wie gestalten sich eure Treffen?

Im Juli 2022 haben wir uns das erste Mal getroffen und natürlich dauert es etwas bis man sich gegenseitig besser kennengelernt hat. Die ersten Monate haben wir viele unterschiedliche Zeiten und Formate ausprobiert. Mittlerweile hat es sich so eingespielt, dass ich Freitagnachmittags Adam und Ella zu einer Musikstunde abhole. Dort singen wir zusammen mit den anderen Kindern und spielen verschiedene Instrumente. Anschließend fahren wir zurück und spielen oft noch Zuhause. Türme oder Höhlen bauen, rechnen, Bücher vorlesen – alles was Kinder eben gerne machen. Uri ist dann auch gerne auf dem Arm mit dabei.

Zuhause liest Kathrin den Kindern etwas vor.

Worin liegt die Aufgabe einer Lotsin beim Familienhafen?

Man stellt sich das Ehrenamt wahrscheinlich zunächst viel ernster vor als es meistens ist. Wir haben ja im Normalfall keine medizinische/pflegerische Erfahrung und sind somit hauptsächlich dafür da kleine Freiräume für die Eltern oder Kinder zu schaffen. Wir sind eine weitere Bezugsperson in dem großen Netz, was eine Familie mit unheilbarem Kind umspannt. Da können die Erledigungen von kleinen Aufgaben des Alltags (z.B. Fahrten zur Apotheke) oder das Spielen mit (Geschwister-)kindern schon zu großen Entlastungen beitragen.

Was hat sich seit Beginn des Ehrenamtes in deinem Leben geändert?

Ich kann definitiv besser nach der Arbeit abschalten. Sobald ich meinen Spaziergang am Freitagnachmittag zur Familie beginne und spätestens wenn ich die Wohnung betrete und die Kinder mich in Anspruch nehmen, habe ich keine Zeit mehr für Gedanken an die Arbeit und starte somit ins Wochenende.

Was gibt dir dein Ehrenamt?

Zunächst einmal viel Spaß! Der Familienhafen hat ein gutes Händchen mit der Zuordnung von Familien und Lotsinnen & Lotsen und ich fühle mich immer sehr wohl in der Familie. Die regelmäßigen Weiterbildungen und Supervisionen haben mich in Kontakt mit vielen spannenden Personen und Themen gebracht mit denen ich mich auch über das Ehrenamt hinaus beschäftige.